Stellen Sie sich vor, unser Knochengerüst wäre ein Hochhaus. Wenn die Statik des Hochhauses nicht stimmt, das Fundament nicht ausgeglichen stabil ist, bekommt es anfänglich Risse in den Wänden, bis es irgendwann zusammenkracht.

Genauso verhält es sich mit unserer Statik – mit dem grossen Unterschied, dass unser genialer Körper versucht, die Ungereimtheiten der Statik, selber auszugleichen.

Ah – das ist ja toll, dann haben wir ja keine Probleme mehr – oder?

Die meisten Leute haben eine Beinlängendifferenz, das heisst ungleich lange Beine. Also müsste der grösste Teil der Menschheit ziemlich schief durch die Gegend wandeln.

 

Warum haben die meisten Menschen eine Beinlängendifferenz?

Das hat viel mit unserer Haltung, mit unserer ziemlich unterdurchnittlich starken Muskulatur, aber auch von Geburt an mitbekommen – zu tun.
Aber davon erzähle ich mehr weiter unten, wenn es Sie interessiert.

 

Warum fällt uns die Beinlängendifferenz  nicht auf?

Tja, weil eben unser genialer Körper schaut, dass uns die  Erdanziehungskraft nicht auf die kürzere Beinseite zieht. Deshalb haben wir auch einen Beckenschiefstand und eine mehr oder weniger ausgeprägte, seitliche Wirbelsäulen-verkrümmung. Und so können wir gar nicht auf eine Seite umfallen!

 

Und wo ist nun das Problem?

Nehmen Sie einen Fahnenmast und denken Sie sich das Fundament im Boden weg. Was müssen wir unternehmen, dass der Mast trotzdem senkrecht stehen bleibt, auch bei Wind? Klar, wir müssen auf mindestens vier Seiten abspannen und die Abspannseile mit gleichmässigem Zug am Boden befestigen. Jetzt hat dieser Fahnenmast ein bewegliches Gelenk mittendrin, was müssen wir weiter tun, damit der Mast nicht im Gelenk zusammenklappt? Auch klar, genau um das Gelenk herum , am oberen und unteren Teil, müssen wir weiter Abspannseile montieren und am Boden befestigen, pro Seite 2, also insgesamt 8 dazu. Wenn nun auf einer Seite des Gelenkes ein Abspannseil zuviel Zug drauf hat, was passiert mit dem Fahnenmast? Ja klar, der Mast zieht es im Gelenk auf die stärkere Zugseite, also hat der Mast ein leichter Knick.

 

Was hat der Fahnenmast, um Gottes Wille mit dem Knochengerüst des Menschen zu tun?

Gegenfrage – Wer hält uns eigentlich aufrecht?
Die Muskeln natürlich, das sind gewissermassen die Abspannseile des Menschen.

Haben wir zum Beispiel einen verschobenen Wirbel, versuchen die umliegenden Muskeln, die Statik auszugleichen. Besteht diese Situation schon länger so, versuchen die Muskeln Schlimmeres zu vermeiden, und halten mit verstärktem Zug den Wirbel in dieser Position, damit möglichst keine Verschlimmerung passiert.Das heisst, diese Muskeln sind verspannt! Weil diese Muskeln auch an Nachbarwirbel und -gelenken verankert sind, üben sie dort auch vermehrten Zug aus, und verursachen statische Probleme mit eben diesen Nachbarn. Also bleibt den Muskeln der Nachbarwirbel nichts anderes übrig, als selber mehr zu spannen, damit der Wirbel in Position gehalten werden kann… und so weiter und so fort…
man kann dem auch Teufelskreis sagen!

 

Zurück zur Beinlängendifferenz, warum eine Solche?

Wie oben schon angedeutet, kann es von Geburt an sein, kaum ersichtlich und stellt auch meistens auch keine offensichtlichen Probleme dar. Daraus kann sich aber eine Schonhaltung entwickeln, es stellt sich mit dem Wachstum auch ein Beckenschiefstand ein oder umgekehrt, durch den Beckenschiefstand ergibt sich die Beinlängendifferenz.
Die Möglichkeiten von statischen Dysbalancen steigern sich um Vielfaches, je älter man wird und nicht darauf reagiert wird.

Mit Schonhaltung ist folgendes Beispiel zu erwähnen:
Wissen Sie, ob Sie immer wenn Sie stehen, auf beiden Beinen gleichmässig stehen, oder haben Sie eine bevorzugte Seite? Wenn Sie feststellen, dass Sie beispielsweise immer auf dem linken Bein stehen oder mehr Gewicht verlagern, kann es durchaus sein, dass das rechte Beine länger erscheint.

Warum könnte jetzt das rechte Bein länger sein?

Vielleicht überschlagen Sie beim Sitzen Ihr rechtes Bein über das Linke, dabei ergibt sich ein zusätzlicher Zug des Oberschenkelknochens aus der Hüftpfanne. Deshalb sind auch die Gelenkumspannenden Bänder überdehnt und etwas locker in der Entspannung. Also besteht die Möglichkeit, dass der Oberschenkelkopf etwas «Spiel» hat in der Gelenkspfanne, und deshalb mehr herausrutschen kann, als das andere Bein. Versuchen Sie einmal das andere Bein zu überschlagen – meistens ist dies unbequem oder  es fühlt sich weniger gelenkig an, weil es ja kürzer ist und diese Haltung nicht gewohnt ist.