Das Highlight des Wohler Sommer’s ist «Morsch», ein Fassadentheater am Sternensaal in Wohlen!
Das Happy End der Gemeinschaft des Dorfes, welche es geschafft hat, gegen einzelne Profiteure zu siegen.

Heute möchte ich mich «nur» mit dem Thema «eine weitere glückliche Geschichte» befassen.

Liebe Freunde, liebe Human-Harmonie-Brief-Leser

Haben sie sich auch schon gefragt, was nach einem Happy End geschieht?

In den allermeisten Geschichten, welche in Bücher, Theater, Kino, Fernsehfilmen und Serien, findet am Ende ein Happy End statt. Lesen wir ein Buch, haben wir vielleicht die Geduld, bis zum Schluss zu lesen, um das freudige Ende zu geniessen, nach Allem was uns sonst beim Lesen von verrückten Geschichten bewegt. Andere beruhigen sich damit, zuerst das Ende zu lesen, um sicher zu gehen, dass die Geschichte davor, wirklich gut enden wird. In einer Spielfilmlänge können wir genau nach neunzig Minuten, ebenfalls beruhigt zurücklehnen, im Wissen, dass das Gute wieder einmal gesiegt hat. Bei Serien braucht es schon mehr Geduld, das ständige Auf und Abwiegen von Gut und Böse auszuhalten – und erst am Ende der letzten der ca. 287 Folgen, wissen wir ebenfalls – das Gute hat endlich gesiegt. Im Theater und im Kino, unter anderen Leuten, sind wir der Gemeinschaft sicher, dass wir miteinander und gleichzeitig aufatmen können, wenn am Schluss «the end» aufscheint, oder die Theatervorhänge gezogen werden. Im Theater wird das gute Ende sogar mit frenetischem Applaus bedankt, vor allem dann, wenn die Geschichte wirklich hervorragend mit Herz gespielt wird, und es einem selber bis tief ins Herz spüren lässt – wie es doch so schön ist, wiederum in der heilen Welt des Happy End’s anzukommen.

Nun – was kommt denn nach dem Happy End? Habt ihr euch das noch nie gefragt? Das «glückliche Ende» soll doch der Anfang eines glücklichen Verlauf’s der Geschichte danach sein? Interessiert sich denn niemand dafür, wie eine glückliche Geschichte weiter verläuft? Ich wüsste so gerne, wie es nach einem Happy End weitergeht!
Habt ihr auch schon einmal einen Roman gelesen, in welchem, vom ersten Buchstabe an, bis zum letzten Wort, alles harmonisch verläuft, ohne die Kämpfe von Gut und Böse? Warum lesen und sehen wir nicht öfter solche Geschichten? Sind sie denn weniger spannend oder spektakulär?

Ich habe da eine «nach dem Happy End» Geschichte für euch:

Mitten in einem kleinen Park, am kleinen Fluss, der mitten durch das grosse Dorf fliesst, spielen Kinder im kiesigen fusshohen Wasser. Der Seitenarm des kleinen Flusses wurde im Zuge der Renaturierung des ganzen Geländes, neu gestaltet. Die kleine Insel zwischen dem Seitenarm mit Brüggli und dem eigentlichen Bach, beherbergt ein Sitzplatz mit Feuerstelle. Kaum einsehbar vom umliegenden Parkgelände, weil die Uferbepflanzung und die hängenden Äste der Silberweiden, den Platz gut schützen. Weitere, grössere Sitzplätze mit Feuerstellen, und sogar ein Grillplatz säumen den vom engen Korsett befreiten Bach. Viele Familien und Gruppen Jugendlicher nutzen die Plätze und Wege, um sich zu treffen und zu Picknicken.

Das neue Gebäude an der Strasse entlang, welche das Parkgelände im Norden begrenzt, schützt vor der Hektik der vielbefahrenen Strasse. Das Bibliothekscafé grenzt, mit seiner grossen Kiesplatz-Terrasse, zum Park. Von hier aus und vom Restaurant gegenüber, übersieht man den Park mit den gut, durch Hecken und Staudenrabatten, geschützten Sitzplätzen. Auf der Strasse zwischen Restaurant und Café, welche direkt zum alten Dorf-Casino führt, hat es einige Marktstände, an denen viel Selbstgemachtes angeboten wird. Von dieser Strasse, an der Café-Terrasse vorbei führt ein breiter Fussweg, der über eine Brücke über den kleinen Fluss führt. Wenn man dem Weg über die Brücke nachschaut, sieht man auf der anderen Flussseite, etwas erhöht, eine schöne Herrschaftsvilla. Seit einige grosse Bäume, vor allem Nadelhölzer aus dem dichten alten Villenbaumbestand heraus geschnitten wurden, erstrahlt das Anwesen in seiner alten Würde. In der Villa ist ein Museum eingerichtet, welches seit der Umsetzung des Park’s mit dem renaturierten Flusses, zunehmend floriert. Auch der Garten der Villa, der durch die Brücke mit dem anderen Teil verbunden ist, ist öffentlich und wird auf den zahlreichen Sitzgelegenheiten gern genutzt. Vor allem um den kraftvollen Ginkobaum herum, sitzen die jungen Leute gerne zusammen.

Seit die beiden Parkteile durch die schrittweise Umsetzung in eine natürliche Landschaft, als Begegnungszone, geschaffen wurde, hat das Kultursekretariat viel mehr zu tun als früher. Viele kleine und mittlere Kultur-Anlässe werden bewilligt und kontrolliert, und wechseln sich wöchentlich ab, in den Sommerferien fast täglich. Vereine nutzen die einzelnen Plätze, um sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Der Wochenmarkt hat sich vergrössert, seit er auf das Gelände gezügelt ist. Auch die grossen Frühlings- und Herbstmärkte haben sich hier auf dem Gelände bewährt. Früher waren hier die Chilbi-Bahnen, die hat man jetzt auf den Kirchenplatz gestellt. Seither ist der Park zur Flaniermeile geworden. Jede Woche im Sommer findet ein kulinarisches Fest statt, welches einer der zahlreichen Vereine aus allen Kulturen der Welt organisiert. Irgendwie hat sich das grosse Dorf gemausert, zu einer kleinen Stadt, obwohl die übliche architektonische Altstadt-Kulisse fehlt. Was hier zunehmend zu spüren ist, dass die Bewohner des Dorfes, sich wieder treffen und sich freuen, gemeinsam im Herz des Dorfes zusammen zu feiern, zu sein und zu geniessen. Auch Konzerte finden hier immer mehr statt. Kleine Handwerker- und Mittelaltermärkte finden die Umgebung perfekt, nicht zu klein und nicht zu gross, und man kommt gut aneinander vorbei, wenn gleichzeitig mehrere Anlässe stattfinden.

Weil eben das Kultursekretariat zusammen mit der Polizei so viel zu tun hatte, wurde ein Parkverein gegründet, welcher den Park unterhält und alle Anlässe koordiniert und die «Hausordnung» des Park’s im Griff hat. In diesem Verein sind wiederum die meisten Kultur- und Sportvereine vertreten, sowie viele Firmen und Privatpersonen. Durch die zunehmende Nutzung und Belegung, fliessen der Gemeinde von Jahr zu Jahr mehr Gelder in die Gemeindekasse. Vor allem die Vorträge und Kurse über Urban Gardening, haben grossen Zulauf. Der Garten der Villa wurde zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt, und der Parkverein kann sich den Anfragen zum Thema Urban Gardening und Permakultur, kaum mehr erwehren. Immer mehr Schulklassen kreieren in den verschiedenen Themengebieten des Parkes ihre Schulstunden, zusammen mit den Lehrern. Jugendliche Gruppen helfen dem Parkverein und Kultursekretariat, alles im Schuss und sauber zu halten.

Es hat sich gelohnt, dieses Gelände nicht gemäss dem ursprünglichen Gestaltungsplan, überbauen zu lassen. Das Gebiet wäre verloren gewesen. Dadurch dass die Bevölkerung und die Vereine aufgerufen wurden, mitzuhelfen, gemeinsam den neuen Park umzugestalten, den Fluss zu renaturieren, wurde viel Geld gespart. Tausende von Fronstunden zahlreicher Leute aus allen Schichten und Alter, schufen ein Gemeinschaftswerk, welches das Dorf zusammenschweisste. Alle zusammen haben diesen Park geschaffen, jede und jeder mit seinen Fähigkeiten, Ideen und Möglichkeiten, trugen dazu bei, das Herz des Dorfes so zu gestalten, dass es heute DER Treffpunkt ist, fast zu jeder Jahreszeit.

Nicht ohne Folgen für die angrenzende Zentralstrasse, plötzlich wieder attraktiver, leere Geschäftsräume wurden alle vermietet. Die bestehenden Geschäfte hatten mehr Zulauf. Zahlreiche kleine und Kleinst-Betriebe eröffneten und bieten eine Vielfalt, welche das Flanieren auch in die Umgebung des Park’s ausdehnen lassen.

Indem die ganze Bevölkerung in der Umsetzung des nachhaltig gestalteten Park’s miteinbezogen wurde, entstand ein nicht erwartetes Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten. Die meisten griesgrämigen, skeptischen Gesichter und pessimistischen Mahnfinger sind verschwunden. Zufriedene, lachende Gesichter haben Überhand genommen – und man kennt und respektiert sich wieder, alle miteinander! Eine Gemeinschaft im Dorf ist entstanden, welche sich im Herzen des Dorfes nun fast täglich zeigt. Das Dorf ist Mitglied der Bewegung „Transition Towns“, welche das Konzept des miteinander Füreinander entwickelt hat, ursprünglich in Totnes, England. Als gutes Beispiel dient nun das Konzept, welche das Kultursekretariat der Gemeinde, nach aussen tragen kann. Sie ist zunehmend damit beschäftigen, Gastgemeinden und Städte, zu zeigen, was hier geschaffen wurde. Hotels und Gasthäuser in der Umgebung sind chronisch voll belegt!
***
Diese Geschichte ist eine «Happy endless story» – wäre das nicht auch filmreif? – nach einem Happy End, einer Abstimmung, welche die Einwohner gegen die Politiker entscheiden, dass dieser Park entstehen kann?

Natürlich verstehe ich die Leute, welche meinen – dies kann für sie unmöglich eine  Happyendingstory sein. Denn diese Leute wollen von einem Verkauf und Überbauung profitieren. Es wäre dieser übliche, ein ganz kleiner Teil – der so profitieren wird. Die Gemeinde auch, meinen die Politiker, kurzfristig ein paar Mio. weniger Schulden, aber danach ist das Gebiet weg, für immer!
Deshalb finde ich obige Geschichte viel schöner, weil die ganze Bevölkerung des Dorfes profitieren kann, immer und immer wieder, mit einem nachhaltig geschaffenen Park.

Übrigens ist es unschwer zu erkennen, woher ich stamme ;o) – dementsprechend möchte ich auf ein kulturelles Highlight des «Dorfes» hinweisen – das Theater «Morsch», ein Fassadentheater am Sternensaal in Wohlen, hat genau dieses Happy End, aus welchem danach ebenso eine solche Geschichte gesponnen werden kann! Es ist das Happy End der Gemeinschaft des Dorfes, welche es geschafft hat, gegen einzelne Profiteure zu siegen.

Da habe ich nun noch einmal eine Frage: «können wir so etwas auch im realen Leben umsetzen? – ein solches Happy End der Gemeinschaft?» oder dürfen wir weiterhin perfekt gestaltete und sinnige Theater geniessen, an welchen nur dort die schönen Happy Ends stattfinden?

«Morsch» trifft den Nagel auf den Kopf – und der Nagel ist mit einem Schlag bis zum Kopf im Holz verschwunden! Ich war an der Premiere – und Viele von der «Prominenz» aus Politik und Wirtschaft, haben auch mitgeschaut, gelacht und haben es genossen, wie das Fassadentheater einfach phantastisch umgesetzt und gespielt wurde! Die Kulturschaffenden in Wohlen und Umgebung fühlen den Puls der Zeit immer wieder perfekt. Sie durchschauen die Machenschaften, welche nur auf Macht und Profit aus sind – und bringen es perfekt «auf die Bühne»!

Es würde mich sehr interessieren, was diese Politiker und Geschäftsleute, von dem Happy End des «Morsch» halten. Berührt es sie auch im Herzen – das Happy End für eine harmonische Gemeinschaft? Oder schützt ihre dicke Lobby-Brieftasche, als Panzer, vor zu viel Einfluss der Theater-Romantik?

Unter dem Motto:
«Je mehr du deine Herzensträume wahrnimmst und glaubst, dass sie real werden können – und, in der Tat, in Erfüllung gehen, desto mehr Kraft hast du, das Unmögliche möglich zu machen!» ;o)

mit herzlichen Grüssen
Stephan Meyer

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